Die Kunst der Improvisation. Ein Gesprächskonzert

Improvisation in der Musik: Da denken die meisten zuallererst an Jazz und weniger an klassische Musik. In Konzerten erwarten wir fix und fertig komponierte, vollendete Werke. Die Interpretationen dürfen sich dann ein wenig unterscheiden, doch manche Hörer bestehen sogar auf nur einem einzigen richtigen Weg.

Für Tastenspieler ist das, besonders in der Alten Musik, nicht zwingend so. Die Basslinie barocker Musik ist notiert, die tiefen Streicher spielen sie, das Tastencontinuo mit links. Rechts bleibt frei für Improvisation, Deutung, Nachklang oder Antizipation. Improvisiert! GeneralbassspielerInnen, die auf sich halten, spielen nicht eine ausgesetzte Stimme vom Blatt. Auch im Sonntagsgottesdienst wird improvisiert. Organisten passen die Länge der Musik mit Improvisation dem Verlauf des Gottesdienstes an. Jenseits dessen wird Improvisation auch als (absolute) Form der Musik ausgeübt, angehört und gelehrt.

Im Jahresprogramm MiO 19 ist für drei Konzerte „Improvisation“ angekündigt. Gut also, dass gleich im ersten Konzert der Organist Manuel Gera, Kirchenmusiker an St. Michaelis in Hamburg, nicht nur improvisieren wird, sondern uns auch im Gespräch erläutert, wie das funktioniert. Auf beiden Seiten. Am Instrument braucht man ein gerüttelt Maß (professioneller) musikalischer Kenntnisse und profunde spielerische Fertigkeiten – und Ideen.

Die HörerInnen wiederum bringen ihre jeweiligen Hörerfahrungen mit. Nehmen Harmonie oder Dissonanz wahr, Stimmung, musikalische Figuren, ihre Veränderung in Linie und Klang. Folgen einer Erzählung. Erkennen eine Melodie und ergänzen ganz routiniert einen zugehörigen Text und dessen Charakter. Sie haben dann auch Erwartungen. Hänschen klein, ganz langsam, in aufgezwungen schwülstiger Harmonik und mit vollem Orgelklang – über die Kombination würden wir uns sofort wundern.
Ist genau das gewollt? Oder wird gerade das Thema verfehlt, werden Form und Inhalt nicht zusammengebracht? Oder kriegen wir gleich zu hören, wie es im Barock, der Klassik oder spätromantisch geklungen haben könnte?
Die typischen Wendungen haben wir als Hörer im Ohr. In der Natur der Improvisation liegt es, dass vor diesem Abend vieles offen bleibt und sich ad hoc ergibt, eben: improvisiert wird. Der Bonus dabei ist, dass Manuel Gera uns nicht nur „unerhörte“, im Moment entstehende Musik hören, sondern auch mit Worten an seinen Gedanken und Ideen teilhaben lässt. Spannend!

Das Konzert findet am Freitag, dem 8. März, in unserer St. Petri-Kirche statt, Beginn 19 Uhr, Nachklang bei Wasser und Wein. Karten zu 10 € (U18 5 €) gibt es an der Abendkasse.

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